Biotope weiterhin gefährdet

Mi, 28.03.2007
 
Über 72 Prozent aller in Deutschland vorkommenden 690 Lebensraumtypen sind als gefährdet eingestuft. Dies geht aus der aktualisierten Rote Liste der gefährdeten Biotoptypen hervor. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel und der Vizepräsident des Bundesamtes für Naturschutz, Rudolf Ley, stellten die Rote Liste in Berlin vor.
"Der Verlust an Lebensräumen ist in vielen Fällen nicht oder nur mit großem Aufwand rückgängig zu machen. Sterben Tier- und Pflanzenarten aus, ist dies unwiderruflich," sagte Gabriel. Die vorliegende Neufassung der Roten Liste der gefährdeten Biotoptypen mache deutlich, dass die Anstrengungen des Naturschutzes auf allen Ebenen fortgeführt werden müssen. 
 
Rote Listen dokumentieren in regelmäßigen Abständen die Bestands- und Gefährdungssituation zentraler Komponenten der biologischen Vielfalt. Sie sind ein Gradmesser für die Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen, zeigen mögliche Entwicklungen auf und geben wichtige Hinweise für die Naturschutzpolitik.
 

Gefährdungsursachen verringert

 
Wenn Gefährdungsursachen nicht verringert oder beseitigt werden, droht für bestimmte Biotoptypen die völlige Vernichtung.  
 
Erste Naturschutzmaßnahmen machen sich jedoch bereits bemerkbar. Der Anteil der von vollständiger Vernichtung bedrohten Biotoptypen hat sich von 15 Prozent im Jahr 1994 auf derzeit 13,8 Prozent verringert. Dennoch weisen über ein Drittel der Biotoptypen noch eine negative Tendenz auf. Gefährdungsfaktoren sind zum Beispiel Veränderungen im Wasserhaushalt oder die Zunahme der Konzentration an Pflanzennährstoffen im Boden und in Gewässern.
 
Fast alle Biotope sind von der zunehmenden Flächeninanspruchnahme für Siedlung, Industrie und Verkehr betroffen. Sogar Felsbiotope in den Alpen sind durch den Bau von Seilbahnen und Berghütten gefährdet. 
 
Biotope sind einheitliche, gegen benachbarte Gebiete gut abgegrenzte Lebensräume, in denen ganz bestimmte Tier- und Pflanzenarten in einer Lebensgemeinschaft leben. Beispiele für Biotope sind Wälder, Seen, Tümpel, Höhlen, Moore oder auch Wiesen. In diesen Lebensräumen entwickelt sich durch gegenseitige Beeinflussung von Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen mit der unbelebten Umwelt ein biologisches Gleichgewicht.
 

Naturschutz als internationale Aufgabe

 
Unter Vorsitz Gabriels wurde am 27. März im Vermittlungsausschuss von Europäischem Parlament und Rat eine Einigung über das EU-Umweltförderprogramm LIFE+ erzielt. Das Ergebnis ist ein großer Gewinn für den europäischen Umwelt- und Naturschutz.
 
LIFE+ wird für den Zeitraum 2007-2013 ein Gesamtbudget von cirka 1,9 Milliarden Euro haben. Mit einem großen Teil dieser finanziellen Mittel werden Naturschutzprojekte in den Mitgliedsstaaten gefördert. Damit leistet LIFE+ einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000 und weiterer Umweltprojekte.
 
Bereits am 17. März 2007 hatten die Umweltminister der G8-Staaten in der "Potsdam-Initiative zur biologischen Vielfalt 2010" festgehalten, dass der Erhaltung der biologischen Vielfalt die gleiche globale Bedeutung zukomme wie dem Klimaschutz. Sie verpflichteten sich dazu, die notwendigen Maßnahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt zu ergreifen.

 
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