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Merkel: "Wir müssen global denken und entscheiden"

Mi, 09.07.2008
Bundeskanzlerin Angela Merkel ist mit den Ergebnissen des G8-Gipfels zufrieden. Die wichtigsten Industriestaaten wollen die klimaschädlichen Treibhausgase bis 2050 halbieren. Deutschland gibt Afrika in diesem Jahr allein für die ländliche Entwicklung 600 Millionen Euro. Und auch der Dialog mit den Schwellenländern hat sich bewährt.
Mit ihrer Einigung zum Klimaschutz gehen die acht Staats- und Regierungschefs über die im vergangenen Jahr getroffenen Vereinbarungen von Heiligendamm hinaus. Dort hatten sich die sieben größten Industriestaaten und Russland unter deutschem Vorsitz darauf verständigt, "ernsthaft zu prüfen", ob eine Halbierung der CO2-Emissionen bis 2050 möglich ist.
 

Beim Klimaschutz die Führungsrolle übernehmen

 
Mit dem neuerlichen Beschluss versprachen jetzt erstmals auch die USA, ihre Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren. Nun geht es darum, Schwellenländer wie China und Indien einzubinden. "Wir können den Anstieg der Temperaturen nicht mehr allein stoppen, sondern wir brauchen alle Anstrengungen", betonte Merkel im japanischen Hokkaido.
 
Mit dem vereinbarten Klimaziel wollen die G8 in die Verhandlungen über das nächste Klimaabkommen Ende 2009 in Kopenhagen gehen. Die Verhandlungen laufen unter dem Dach der Vereinten Nationen. Merkel sprach von einer "klaren Verpflichtung", auf der Klimakonferenz einen Abschluss zu erreichen. Die G8 würden dabei eine besondere Verantwortung tragen, aber auch die Schwellenländer müssten einen angemessenen Beitrag leisten.
 
 

Schritt für Schritt gemeinsam zum Klimaziel

 
Gleichzeitig mahnt die Bundeskanzlerin zur Geduld: Bis zu einem erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen werde es "noch viele harte Verhandlungen" geben. Denn um das langfristige Klimaziel zu erreichen, seien zunächst mittelfristige Strategien und Zwischenschritte erforderlich.
 
Zum ersten Mal kamen die 16 Staats- und Regierungschefs der größten Volkswirtschaften der Welt zusammen, um über den Klimaschutz zu diskutieren. Neben den fünf Schwellenländern Brasilien, China, Indien, Mexiko und Südafrika saßen Australien, Indonesien und Korea mit am Tisch. "Das Thema ist auf der Führungsebene angekommen und da gehört es auch hin", zeigte sich die Kanzlerin zufrieden.
 
Der Klimawandel macht vor Ländergrenzen ebenso wenig Halt wie die Turbulenzen auf den internationalen Finanzmärkten. Deshalb kann es nur eine Strategie geben, ist Merkel überzeugt: "Wir müssen lernen, global zu denken, zu leben und zu entscheiden."
 
Dabei spielten internationale Organisationen eine immer wichtigere Rolle. Was die Weltwirtschaft angeht, müssten sie aber enger zusammenarbeiten als bisher. Die Finanzkrise habe gezeigt, dass der Internationale Währungsfonds beispielsweise auch die Funktion eines Frühwarnsystems übernehmen könne.
 

Für transparentere Ölpreise

 
Energieversorgung hat viele Aspekte: vom Klimaschutz über wirtschaftliche bis zu sozialen. Angesichts der rasant steigenden Ölpreise setzen sich die G8-Länder für mehr Transparenz bei den Förderländern ein.
 
Gleichzeitig will man den Bedarf drosseln: mit mehr erneuerbaren Energien und höherer Energieeffizienz. "Wir müssen weniger abhängig werden von Öl und Gas", bekräftigte die Kanzlerin nach den Beratungen erneut.
 

Afrika: Hilfe zur Selbsthilfe leisten

 
Die G8 halten daran fest, die Millenniumsentwicklungsziele zu erreichen. Die Zahl der Hungernden sowie die Armut weltweit sollen bis 2015 halbiert werden. Jährlich wird nun über den Stand der Hilfen berichtet. Damit erfüllen die G8 eine Forderung der Entwicklungsländer.
 
Im Kampf gegen Infektionskrankheiten in Afrika bestätigten die G8-Länder Hilfen in Höhe von 60 Milliarden Dollar. Die Ausgaben erstrecken sich insgesamt auf fünf Jahre. In Heiligendamm war dieser Betrag bereits festgelegt worden, aber ohne einen konkreten Zeitraum zu benennen.
 
"Gemessen an den Ergebnissen vom vorigen Jahr sind wir wieder einen großen Schritt weitergekommen", zog die Kanzlerin eine positive Bilanz. Und im nächsten Jahr finden sich alle wieder zusammen, dann hat Italien den G8-Vorsitz inne.