Zivilgesellschaft - Grundlagen

Verantwortlich Handelnde im internationalen Rahmen sind Regierungen. In den G8-Staaten stehen diese stellvertretend für vielfältig differenzierte, pluralistische Gesellschaften. In diesen Gesellschaften bildet die Zivilgesellschaft neben dem Staat, dem Markt (der Wirtschaft) und der Familie eine weitere tragende Säule.
Unter Zivilgesellschaft versteht man gemeinhin die Gesamtheit des bürgerschaftlichen Engagements in einem Land jenseits von staatlichen Entscheidungsprozessen. Dieses Engagement ist auf die Gestaltung des öffentlichen Raumes durch Einflussnahme auf staatliche und wirtschaftliche Entscheidungen gerichtet
 
In den meisten Staaten der G8 ist die Entwicklung der Zivilgesellschaft auf Grundlage einer freiheitlich demokratischen Grundordnung (Versammlungs-, Meinungs- und Redefreiheit) weit fortgeschritten.
 

Breite Interessensgebiete
 

Akteure der Zivilgesellschaft sind Einzelpersonen und Gruppen, die in der Regel demokratisch organisiert sind. Zu diesen gehören einerseits die traditionellen, auf Wirtschaftsinteressen (Verbände) und Arbeitnehmerrechte (Gewerkschaften) ausgerichteten Gruppen.
 
Daneben haben sich, insbesondere in den entwickelten Demokratien, zahlreiche zivilgesellschaftliche Bewegungen mit unterschiedlichen Zielrichtungen entwickelt. Vor dem Hintergrund der Ost-West-Konfrontation standen in den 70er und 80er Jahren insbesondere Fragen der Friedenserhaltung und des Umweltschutzes im Mittelpunkt des zivilgesellschaftlichen Engagements.
 
Heute, unter dem Eindruck einer fortschreitenden Globalisierung, richtet sich dieses Engagement auch auf Fragen des globalen sozialen Ausgleichs.
 

Angemessene Organisation

 
In den 70er Jahren waren Organisationsstrukturen innerhalb der "Bürgerbewegung" noch umstritten. Heute bestehen kaum noch Zweifel, dass effiziente Strukturen für den Erfolg zivilgesellschaftlichen Engagements unabdingbar sind.  Die heutigen Akteure der Zivilgesellschaft, zumeist sogenannte  Nichtregierungsorganisationen (NRO), sind daher ebenso gut organisiert wie Wirtschaftsverbände und Gewerkschaften.
 
Sie sind zudem untereinander, auch über Länder- und Kontinentgrenzen hinweg, vernetzt. Die technischen Möglichkeiten der Informationsgesellschaft erlauben ihnen, schnell und koordiniert zu reagieren. Dabei wird nicht nur auf einzelstaatliche beziehungsweise nationale Fragen, sondern auch auf Entwicklungen mit globaler Dimension eingegangen.
 

Finanzausstattung 

 
NRO arbeiten nicht gewinnorientiert. Sie  verfügen dennoch durch Mitgliedsbeiträge, Spenden und staatliche Zuwendungen über teilweise erhebliche Mittel. So können sie Veranstaltungen mit globaler Ausstrahlungskraft organisieren und professionelle Interessenvertreter zu beschäftigen. Diese agieren auch mit hochrangigsten Vertretern von Staat und Wirtschaft auf Augenhöhe.
 
NROs begleiten staatliche und wirtschaftliche Entscheidungen oft kritisch: Sie warnen, stoßen an oder üben Druck aus. Neben dem Dialog werden aber auch Mittel des zivilen Ungehorsams in Kauf genommen, die in Extremfällen leider auch von strafrechtlicher Relevanz sein können.
 

Verhältnis Staat-Zivilgesellschaft

 
Die zivilgesellschaftliche Debatte, die seit einigen Jahren geführt wird, fällt in eine Zeit tief greifender Prozesse der Neuorientierung und Veränderung: Die Globalisierung der Ökonomie erfordert neue Antworten auf die Fragen und Ängste der Menschen, insbesondere im Hinblick auf ihre sozialen Stellung in einer globalisierten Welt.
 
Dabei ist auch die Zivilgesellschaft gefordert: Sie muss ihren Beitrag für eine Neubestimmung der Aufgaben von Staat und Gesellschaft und für die Lösung komplexer gesellschaftlicher Problemlagen leisten.

Zivilgesellschaft kann nicht von oben verordnet werden. Vielmehr müssen Bürgerinnen und Bürger motiviert werden, Verantwortung zu übernehmen und die Gesellschaft aktiv mitzugestalten. Der Staat setzt dabei den Ordnungsrahmen und sorgt für fördernde Rahmenbedingungen.

Zivilgesellschaft kann den Sozialstaat nicht ersetzen. Sie darf nicht als Synonym für den Rückzug des Staates missverstanden werden. Gesellschaftliche Leistungen sollen sozialstaatliche Leistungen ergänzen.

Zivilgesellschaftliches Engagement entbindet den Staat nicht von seiner Verantwortung, auch weiterhin alles daranzusetzen, die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse gerecht zu gestalten und soziale Schieflagen zu korrigieren.