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Merkel und Singh starten Wissenschaftszug

Di, 30.10.2007
Bundeskanzlerin Angela Merkel und der indische Premierminister Manmohan Singh haben in Neu Delhi den "Science-Express" auf die Reise geschickt. Der Start des Wissenschaftszugs ist durchaus symbolisch: Schließlich will die Kanzlerin die Beziehungen zum Forschungsstandort Indien intensivieren. Ebenfalls auf der Tagesordnung steht der Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen.
Zuvor war Merkel in Neu Delhi von Singh mit militärischen Ehren empfangen worden. Bei der Begrüßung sagte die Kanzlerin, Deutschland wolle die strategische Partnerschaft mit Indien weiterentwickeln. "Und zwar auf dem Gebiet der Wissenschaft, der Wirtschaft und der Politik".
 
An der Einäscherungsstätte des indischen Menschenrechtlers und Pazifisten Mahatma Gandhi (1869-1948) schrieb die Bundeskanzlerin ins Gästebuch: "Mit tief empfundener Hochachtung für einen mutigen Staatsmann, einen großen Sohn der indischen Nation und das Vorbild für den gewaltfreien Widerstand."
 
Mahatma Gandhi führte seit 1920 den gewaltfreien Widerstand gegen die britische Kolonialherrschaft an. Nach Jahren des organisierten zivilen Ungehorsams erlangte Indien 1947 die Unabhängigkeit. Ein Jahr später wurde Gandhi in Neu Delhi ermordet. In dem parkähnlichen Raj Ghat sind verschiedene bedeutende Inder eingeäschert worden. Die Plätze, an denen die leiblichen Überreste der Politiker dem Feuer übergeben wurden, sind heute Gedenkstätten.
 

Science-Express nimmt Fahrt auf

 
Nach der Kranzniederlegung am Raj Ghat startete die Kanzlerin gemeinsam mit Premier Singh und Bundesforschungsministerin Annette Schavan den "Science-Express". "Dies wird eine faszinierende Wissenschaftsausstellung sein, die den Menschen die Welt der Wissenschaft näher bringt", sagte Merkel, bevor sie die grüne Fahne hob und der Zug aus dem Bahnhof Delhi-Safdarjung rollte.
 
Der Science-Express tourt mit 13 Waggons durch 56 Städte, darunter zahlreiche entlegene Orte. Der Zug soll junge Menschen in Indien für die Wissenschaft begeistern. Und er wirbt dafür, dass sich indische Fachkräfte in Deutschland qualifizieren. Derzeit studieren an die 4.000 Inderinnen und Inder in Deutschland. In den USA sind es 80.000.
 
Der Wissenschaftszug stellt die deutsch-indische Wissenschaftszusammenarbeit auf den Gebieten Informations- und Biotechnologie, Raumfahrtforschung und der Gesundheitstechnologie dar. "Indien ist unser Partner in der wissenschaftlichen Entwicklung", betonte die Kanzlerin. Für Kinder ist sogar ein "kid’s lab" eingebaut, in dem die Kleinen selbst experimentieren können.
 
Am Nachmittag stand die Unterzeichnung mehrerer Wirtschaftsabkommen auf dem Programm, darunter für die Gründung eines deutsch-indischen Technologiezentrums in Neu Delhi.
 
In einer Gemeinsamen Erklärung zur Weiterentwicklung der strategischen und globalen Partnerschaft betonen Deutschland und Indien die gemeinsamen Werte: Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte und Religionsfreiheit. Ihre guten gegenseitigen Beziehungen wollen die Partner auf allen Feldern intensivieren. Dafür sollen neue Initiativen für Handel, Energie, Wissenschaft und Technologie, Bildung, Kultur und Verteidigung sorgen. So soll das Handelsvolumen bis zum Jahr 2012 auf jährlich 20 Milliarden Euro erhöht werden. Im vergangenen Jahr lag das Volumen bei rund zehn Milliarden Euro. Die Entwicklungszusammenarbeit wird auf die Bereiche Energie, Umwelt und nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung konzentriert. Bei Klimaschutz, Konfliktlösung und Welthandel setzen beide Länder auf multilaterale Lösungen unter dem Dach der Vereinten Nationen. Beide Länder treten für eine baldige Reform des Weltsicherheitsrates ein. Dabei unterstützen sie sich in ihrem gegenseitigen Bemühen um einen ständigen Sitz in einem erweiterten UN-Sicherheitsrat.