"Aids kann eine Bedrohung sein, die Länder in ihrem Mark erschüttert", so die Kanzlerin. In vielen Länder werde HIV/Aids noch immer tabuisiert. Sie will sich dafür einsetzen, dass das Thema "nicht an den Rand gedrückt werde".
Merkel sprach bei der Konferenz "Verantwortung und Partnerschaft - gemeinsam gegen HIV/Aids" vor über 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus über 40 Ländern. Das Bundesgesundheitsministerium hat im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft hierzu vom 12. bis 13. März nach Bremen eingeladen. Die Konferenz will die länderübergreifende Zusammenarbeit bei der Bekämpfung des HI-Virus vorantreiben.
Der HI-Virus ist eine globale Bedrohung. Er hat sich seit seinem ersten Auftreten vor 25 Jahren über die ganze Welt verbreitet. Seit Beginn der Epidemie sind rund 30 Millionen Menschen an der Krankheit gestorben, weltweit sind circa 40 Millionen Menschen infiziert. Allein im Jahr 2006 haben sich weitere 4,3 Millionen Menschen angesteckt.
Politik und Gesellschaft gefordert
Zum Abschluss der Konferenz bekräftigten die Bundesministerinnen Ulla Schmidt, Heidemarie Wieczoreck-Zeul und Annette Schavan gemeinsame Ziele im Kampf gegen HIV/Aids.
Schmidt unterstrich, der Kampf gegen die Immunschwächekrankheit könne nur mit starker politischer Führerschaft gewonnen werden. Es brauche aber auch die Unterstützung der gesamten Gesellschaft. Überall in Europa solle der Zugang zu Prävention und bezahlbarer Behandlung sichergestellt werden. Allen Infizierten müsste ein Leben frei von Stigmatisierung und Diskriminierung möglich sein.
Wieczoreck-Zeul sagte, die globale HIV/Aids Krise verlange auch ein globales gemeinsames Handeln. Die Vereinbarungen der Milleniumsentwicklungsziele bis zum Jahre 2015 müssten erreicht werden. Besonders wichtig sei der Schutz von Frauen und Mädchen.
Schavan bekräftigte, wie wichtig vernetzte Forschung im Kampf gegen HIV/Aids zur Entwicklung wirksamer Medikamente und Therapien sei. Kooperation in der Gesundheitsforschung und ein Kompetenznetz HIV/Aids würden gefördert.
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Auf der internationalen Agenda
Die Bundeskanzlerin hatte das Thema wegen seiner globalen Bedeutung auf die Tagesordnung des G8-Gipfels gesetzt. "Wir werden hierzu in Heiligendamm Schlussfolgerungen haben", versprach Merkel.
Zudem ist die Bekämpfung des HI-Virus ein Schwerpunkt während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft. Es wird aber nicht nur im Kreise der EU-Gesundheitsminister darüber gesprochen. Merkel kündigte an, dass die Ergebnisse der Konferenz auch beim Treffen der Staats- und Regierungschefs im Juni behandelt werden.
Gesamtgesellschaftliche Verantwortung
"Aids geht alle an", sagte Merkel. In vielen Ländern haben Infizierte mit Ängsten, Vorurteilen, Intoleranz und Ablehnung zu kämpfen. Dagegen muss sich die gesamte Gesellschaft stellen.
Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft sind beim Kampf gegen HIV/Aids angesprochen. Dabei darf eine Zusammenarbeit nicht an den Landesgrenzen aufhören.
Die internationale Staatengemeinschaft hat sich mit ihren Millenniums-Entwicklungszielen ausdrücklich zu gemeinsamen Anstrengungen gegen Aids verpflichtet.
Merkel appellierte an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz, die Möglichkeiten zur Netzwerkbildung zu nutzen: "Bremen kann ein Synonym für eine neue europäische HIV-Initiative werden."
Zivilgesellschaft einbinden
Merkel würdigte in besonderer Weise die Arbeit von Nichtregierungsorganisationen: "NGOs sind starke, nicht wegzudenkende, unverzichtbare Partner." Sie leisten oft eine sehr schwierige Arbeit im Verborgenen.
In vielen Ländern ist es aufgrund der kulturellen Bedingungen sehr schwierig, über Aids zu reden, da es um Sexualität gehe. Dies verlangt einen sehr persönlichen Einsatz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der NGOs.
Merkel dankte auch vielen Prominenten, die sich für Aids-Kampagnen engagieren. Sie nannte Ihre Hoheit Begum Aga Khan, die Schauspielerin Gudrun Landgrebe sowie die Fußballer Miroslav Klose und Per Mertesacker.
Bundesregierung verstärkt Prävention und Aufklärung
Von Aids sind vor allem die Entwicklungsländer betroffen. Aber auch in der EU und ihren Nachbarstaaten steigt die Zahl der HIV-Neuinfektionen mit hoher Dynamik. In Osteuropa und Zentralasien infizierten sich schätzungsweise 270.000 Menschen neu mit dem HI-Virus. Das bedeutet eine Steigerung um 70 Prozent gegenüber 2004.
>> Weltaidsbericht 2006
Auch in Deutschland stieg die Zahl der Neuinfektionen. Hauptgrund dafür ist nach den Worten von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt ein abnehmendes Risikobewusstsein, besonders bei jungen Menschen.
>> Aids-Risiken werden noch immer unterschätzt
>> Weltaidsbericht 2006
Auch in Deutschland stieg die Zahl der Neuinfektionen. Hauptgrund dafür ist nach den Worten von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt ein abnehmendes Risikobewusstsein, besonders bei jungen Menschen.
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An der zweitägigen Konferenz nahmen Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt, Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul und Bundesforschungsministerin Annette Schavan teil. Zudem waren die Gesundheitsminister aus Estland, Luxemburg, Portugal, Russland, Schweden, Slowenien und der Ukraine angereist. Insgesamt waren Vertreterinnen und Vertreter aus über 40 Staaten anwesend - darunter viele Fachleute von Nichtregierungsorganisationen.