Die Kanzlerin sprach in Dehli und Mumbai mit vielen Menschen, auch jungen Berufstätigen. Wir müssten verstehen, dass sowohl Entwicklungszusammenarbeit als auch wirtschaftliche Zusammenarbeit nötig seien, bilanzierte Merkel. Sie sieht darin zwei Seiten, die zusammengehören.
Handelsvolumen verdoppeln
Deutschland und Indien wollen ihr Handelsvolumen in den kommenden fünf Jahren auf 20 Milliarden Euro verdoppeln. Im vergangenen Jahr lag das Volumen bei rund zehn Milliarden Euro. Die wechselseitigen Investitionen sollen künftig verstärkt werden.
"Ich habe hier gespürt, dass die indische Regierung die wirtschaftlichen Beziehungen mit vollem Herzen unterstützt", sagte Merkel.
Merkel bekräftigte noch einmal, dass sich Deutschland in der Doha-Runde für ein Abkommen für einen freien Handel einsetzt. Auch Indien verfolgt diesen Ansatz.
Hauptstreitpunkt sind die staatlichen Exporthilfen für Agrarprodukte aus Europa und den USA. Die Entwicklungsländer klagen, dass ihre Produkte auf dem Weltmarkt gegen die subventionierte Konkurrenz keine Chance haben. Die Industrieländer hingegen bemängeln die hohen Zölle für ihre Industriegüter.
Indien und Deutschland vereinbarten eine Reihe von Kooperationen, insbesondere eine gemeinsame Erklärung zur Weiterentwicklung der strategischen Partnerschaft zwischen beiden Ländern.
Singh verwies auf die "technologische Stärke" Deutschlands. Merkel und er hatten am Dienstagvormittag den Wissenschaftszug gestartet. Dieser sei "Symbol für unsere lange Zusammenarbeit im Wissenschaftsbereich", so Singh.
Ein weiteres Symbol der deutsch-indischen Wissenschaftszusammenarbeit wird in Neu Dehli entstehen. Merkel und Singh hatten sich auf die Gründung eines Forschungs- und Technologiezentrums geeinigt.
Bundesforschungsministerin Annette Schavan unterstrich in einem Interview mit dem Handelsblatt, sie messe dem Zentrum große Bedeutung bei. "Mit der staatlichen Förderung und den erwarteten Beteiligungen der Wirtschaft kann es zu einem echten Zentrum der Verzahnung von Wissenschaft und Wirtschaft mit Strahlkraft für ganz Asien werden."
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Entwicklungszusammenarbeit für den Klimaschutz
Die Bundesregierung will Indien noch in diesem Jahr 150 Millionen Euro zusätzlich für die Entwicklungszusammenarbeit bereitstellen. Dieses Geld fließt ausschließlich in die Entwicklung erneuerbarer Energien und Projekte, die die Energieeffizienz fördern.
Die deutsch-indische Erklärung enthält auch den Vorschlag Singhs, den zulässigen CO2-Ausstoß weltweit pro Kopf zu berechnen. Merkel hatte diesen Vorschlag auch auf ihrer Japan-Reise Ende August aufgegriffen.
Danach hängt die für jedes Land zulässige CO2-Emission von der Zahl seiner Einwohner ab. Die Industrieländer müssten dann nach und nach ihre Werte reduzieren. Wohingegen der Pro-Kopf-Ausstoß in den Entwicklungsländern noch so lange steigen könnte, bis beide Werte gleich sind.
Merkel plädierte für klare Reduktionsziele. Zwar sind die Pro-Kopf-Emissionen in Indien mit unter einer Tonne pro Kopf vergleichsweise gering, während in Deutschland die Emissionen bei 11 Tonnen pro Kopf liegen. Absolut betrachtet liegt Deutschland jedoch bei 3,9 Prozent der CO2-Emissionen, während Indien bereits 4,2 Prozent erreicht.
Beide Länder wollen in globalen Fragen gemeinsam Verantwortung übernehmen. Gerade der Klimaschutz biete sich dafür an, betonte Merkel. Erneut sprach sich die Kanzlerin für ein faires multilaterales Abkommen unter dem Dach der Vereinten Nationen (UN) aus.
Um in Indien Wachstum vom Energieverbrauch abzukoppeln, wünscht sich die Kanzlerin eine verstärkte technologische und wirtschaftliche Kooperation beider Länder: Das bringe sowohl Deutschland als auch Indien voran.
Exportschlager Berufsausbildung
In ihrer Rede vor der Deutsch-Indischen Handelskammer in Mumbai unterbreitete die Kanzlerin ein Angebot. Politik und Wirtschaft seien in Deutschland sehr stolz auf die Duale Berufsausbildung. "Wir wollen einen Beitrag dazu leisten, dass so etwas auch in Indien zustande kommt", sagte sie.
Für eine Reform der UN
Merkel und Singh setzten sich auch für die Erweiterung des UN-Sicherheitsrates ein. Indien und Deutschland bekräftigten "ihre nachdrückliche Unterstützung" für eine Kandidatur beider Länder um einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat. Bei den Anstrengungen um eine UN-Reform wollen sie mit Japan und Brasilien zusammenarbeiten.